Muster & Rollen
Das Muster Erfolg und seine Rollen
„Die Welt liebt Gewinner.“
Für Menschen mit dem Muster Erfolg macht die Arbeit einfach mehr Spaß als das Vergnügen selbst. Noch mehr Spaß macht ihnen der Erfolg – zumal sie ihn auch als Gradmesser ihrer Beliebtheit brauchen. Sie gehen davon aus, dass die anderen, also die ganze Welt, Gewinner liebt – und eigentlich nur die.
Und da sie beliebt und nützlich und begehrenswert sein möchten, setzen Erfolgs-Typen alles daran, erfolgreich zu sein oder zumindest zu scheinen.
Petra Ehrlicher, 41 Jahre, Leiterin der PR-Abteilung der NEMO AG
Petra Ehrlicher ist stets elegant gekleidet und hat ein selbstbewusstes Auftreten. Die 41-Jährige arbeitet hart, so hart, dass es für ihre Mitarbeiter so wirkt, als stünde ihr unbegrenzte Energie zur Verfügung. Petra Ehrlicher kann dies eigentlich nicht so ganz verstehen: „Was heißt unbegrenzte Energie? Ich bin eine Pragmatikerin und trenne Leben und Arbeit nicht.“ Als Erfolgs-Typ liebt sie es eben, sich Ziele zu setzen, dann alles Notwendige dafür zu tun und schließlich mit Volldampf über die Ziellinie zu laufen. Und dass sie auch die Doppelbelastung als alleinerziehende Mutter gut im Griff zu haben scheint, lässt es für Außenstehende manchmal so aussehen, als erfülle sie dies fast nebenbei.
Was für die einen in der PR-Abteilung der NEMO AG bisweilen ein zu hohes Tempo ist, ist für andere eine ideale Chance, an der eigenen Karriere zu arbeiten. Denn Petra Ehrlicher hat ein sehr feines Gespür für die Potenziale ihrer Mitarbeiter und weiß diese optimal in ihre eigenen Planungen einzubinden.
Wenn sie ehrlich zu sich selbst ist, muss Petra Ehrlicher aber zugeben, dass sie ihren Erfolg manchmal der Tatsache verdankt, dass sie mit der Wahrheit großzügig umgeht. Sie schafft sich ein Image, das gut aussieht und sich gut verkaufen lässt: durch subtile Schönfärbereien, das Ausblenden problematischer Schattenseiten eines Projekts oder die übertriebene Betonung von Vorzügen.
Nach außen hin wirkt dies für viele eher so, als sei Petra Ehrlicher ein wenig oberflächlich.
Jedes Muster kann nicht nur in einem „Modus“ agieren, sondern in vier Modi. Dabei liegen jeweils zwei Modi – oder wie wir es nennen: Rollen – im Rollen-Trapez in der Balance-Zone und in der Gefahren-Zone.
Meist bewegen wir uns in der Rolle links oben im Trapez. In dieser Lieblings-Rolle sind wir zu Hause, in ihr agieren wir, ohne nachdenken zu müssen, sie zu nutzen fordert von uns kaum Energie – fast als würden wir uns mit einem Autopiloten bewegen. Das gibt uns Sicherheit, und das ist sehr bequem.
Doch wenn wir uns nur auf diese Rolle beschränken, berauben wir uns allzu vieler Möglichkeiten. Denn das jeweilige Pendant in der Balance-Zone, die Rolle rechts oben im Trapez, bietet uns viele neue Möglichkeiten, auf andere Menschen und Situationen anders als in der Lieblings-Rolle zuzugehen. Sobald wir in dieser zweiten Rolle der Balance-Zone agieren, haben wir unseren Einflussbereich erweitert – ohne dass wir dies bei anderen einfordern müssten und dass sich an den äußeren Umständen etwas ändern müsste.
Doch diese Rolle einzuüben und einzunehmen, fordert von uns allen erst einmal Energie so wie jede Verhaltensänderung. Und sie bringt zu Beginn sicher erst einmal den einen oder anderen Rückschlag mit sich und damit auch Unsicherheit. All das kostet Kraft, die erst einmal aufgebracht werden muss. Doch es zahlt sich aus, hier an sich zu arbeiten. Als Lohn winkt nichts weniger als ein großes Plus an persönlicher Freiheit, nämlich der Freiheit, über mehr Optionen im Verhalten gegenüber Menschen und Situationen zu verfügen.
Wer darauf verzichtet, dem droht früher oder später nicht nur die Beschränkung auf die gewohnte Lieblings-Rolle, sondern auch die Gefahr, in eine der Rollen der Gefahren-Zone zu geraten.
Ein Herabfallen in die Gefahren-Zone droht immer dann, wenn wir in der Krise sind, etwa durch völlig neue Herausforderungen, das Zusammentreffen mit Menschen und Situationen, die einem bislang nicht vertraut waren, durch Überlastung, zu viel Druck, Orientierungslosigkeit oder was auch immer. Dann glauben wir, unsere ansonsten wirksamen Vorgehens- und Verhaltensweisen, nicht zuletzt unsere Muster-Fallen (siehe Coaching-Tipps), müssten doch eigentlich auch jetzt funktionieren. Tun sie dann aber oft nicht.
Die Balance-Zone der Erfolgreichen: nicht immer nur strategisch vorgehen, sondern auch mal authentisch sein
Eben noch hat Petra Ehrlicher mit Thorsten Uhlich vom Support besprochen, dass der in Zukunft auch für ihren PR-Bereich den Support betreuen soll. Da hat sie Uhlich genau am rechten Punkt „erwischt“: Denn der arbeitet gerne für Menschen wie Petra Ehrlicher, die er bewundert, und nicht nur für die Aufgabe. Er sucht Einflussbereiche. Petra Ehrlicher eröffnet ihm diese.
Hier zeigt sich Petra Ehrlicher als wahre Strategin: Ihr gelingt es immer wieder, ihre Mitarbeiter für ihre Projekte zu begeistern – und einzuspannen. Was in den meisten Fällen auch zu deren Vorteil ist.
Als Strategin tritt Petra Ehrlicher in ihrer bevorzugten Rolle im Muster Erfolg auf. Das ist ihre Lieblings-Rolle. Hier kann sie ihre ganze Stärke ausspielen, wenn es darum geht, Ziele zu definieren, alle dabei wichtigen Faktoren einzukalkulieren und die Projekte schließlich zum Erfolg zu bringen. „Wo Petra ist, ist auch Erfolg“, bringt Nina Schneider das Image ihrer besten Freundin auf den Punkt. „Leider sehen viele Petra aber als kühl kalkulierende Managerin, der es nur um Erfolg geht“, ergänzt Schneider.
Das ergeht vielen Erfolgsmenschen so. Ein bisschen sind sie auch selbst dafür verantwortlich. Nicht weil Erfolg viele neidisch macht – wenn dies auch oft zutreffen mag –, sondern weil Erfolgs-Typen meist allzu selten die andere starke Seite ihres Musters zeigen und ausleben: die Authentizität, ihre Entwicklungs-Rolle.
Diese zweite Rolle in der Balance-Zone der Erfolgs-Typen steht für ihre Echtheit, Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit. Oft zeigen sie diese Seite nur Freunden und Vertrauten. Denn hier spüren sie ein Gefühl von Sicherheit, das ihnen ermöglicht, den Druck abzubauen, immer erfolgreich sein zu müssen. Als authentische Persönlichkeit können sie auch mal Misserfolge und Fehler einräumen.
Aber Erfolgs-Typen setzen lieber auf die Strategie-Rolle, weil sie so sicherer sein können, Erfolge zu erzielen. Und der ist Petra Ehrlicher äußerst wichtig. Darunter leidet ihre Authentizität, was nicht nur ihre Freundin Nina, sondern auch sie selbst so sieht.
Die Gefahren-Zone der Erfolgreichen: aus falsch verstandener Authentizität naiv, aus übertriebenem Strategiedenken manipulativ agieren
Erfolgsmenschen haben große Angst davor, naiv zu erscheinen und zu agieren. Und tappen doch ab und an in diese Falle, in diese Rolle der Naiven.
Genauso ist es Petra Ehrlicher im Fall der Zusammenarbeit mit dem Promi-Fotografen Joe Walker ergangen. Auf einer glamourösen Charity-Gala hat sie ihn kennengelernt. Die beiden waren sich sofort sympathisch. Petra Ehrlicher fand Walkers Bilder fantastisch, Walker war von Petra Ehrlicher fasziniert. Da die PR-Lady gerade auf der Suche nach guten Fotos für eine Non-Profit-Kampagne für die Hilfsorganisation „Unsere Welt“ war, sprach sie den Fotografen an, ob er sich denn nicht vorstellen könne, einige seiner Arbeiten kostenlos für einen guten Zweck zur Verfügung zu stellen. Konnte er. Per Handschlag wurde alles abgemacht. Per einstweilige Verfügung kam dann ein paar Wochen später die Aufforderung, die Fotos sofort aus der Kampagne zu nehmen. Der Grund: Sie waren nicht rechtefrei, das heißt, Walker hatte über Abdruckrechte verfügt, die er schon längst nicht mehr besaß.
Petra Ehrlicher hatte sich vom Schein blenden lassen und warf all ihre Beobachtungsgabe und Menschenkenntnis über Bord und zeigt eine – auch für Außenstehende – geradezu unglaubliche Arglosigkeit, ja Leichtgläubigkeit.
Nun macht sich die PR-Lady Vorwürfe, zu naiv gewesen zu sein, und verfällt dadurch in einem anderen Fall – statt sich zwischen Strategie und Authentizität zu bewegen – in das andere negative Extrem ihres Rollen-Trapezes: in die Rolle der Manipulativen.
Solange Petra Ehrlicher jemanden als Partner für die angestrebten Erfolge ansieht, agiert sie als Strategin, wie etwa im Fall von Thorsten Uhlich. Ist das nicht mehr der Fall, kann sie schnell das Interesse an der Förderung eines Mitarbeiters verlieren. Und immer dann, wenn sie besonders in Zeitdruck gerät oder der Erfolg eines Projektes gefährdet erscheint, überfährt sie ihre Mitarbeiter, setzt sie unter Druck und vermittelt ihnen das Gefühl, zu langsam oder zu wenig erfolgreich zu handeln.
Das passiert gerade bei Linda Grosse. Bis vor einem halben Jahr war sie der aufsteigende Stern in der PR-Abteilung. Aber sie hat es nicht geschafft, ihre Projekte erfolgreich zu betreuen. Jetzt droht der Vorstand, diese Projekte herunterzufahren. Das weiß Linda Grosse noch nicht. Im Gespräch mit ihr „verkauft“ Petra Ehrlicher die Neustrukturierung ihres Bereichs erst einmal als Chance für Grosse. Petra Ehrlicher verrät ihrer Mitarbeiterin aber nicht, dass sie von nun an ein Projekt führt, dessen Scheitern immer wahrscheinlicher wird. Ehrlicher manipuliert Grosse, indem sie ihr – mit schönfärberischen Worten – die neue Situation als neue Chance verkauft.
Petra Ehrlicher ist hier von der Rolle der Strategin in die Rolle der Manipulativen gefallen – nicht zuletzt weil sie Sorge hatte, vielleicht zu authentisch und offen zu agieren. Als Manipulative nimmt sie die linke untere Ecke ihres Rollen-Trapezes ein und damit die Rolle, in der sie neben der der Strategin am meisten agiert. Doch für ein Leben in der eigenen Balance-Zone sollte sie dies vermeiden. Sonst verschwendet sie viel Energie für ein Verhalten, das weder sie noch jemand anderes mag und niemandem nutzt.
Weltsicht: Die Welt liebt Gewinner.
Selbstbild: Ich bin erfolgreich.
Balance-Zone: zwischen strategisch und authentisch.
Gefahren-Zone: zwischen manipulativ und naiv.
Stolperstein: Anders sein wollen, als man wirklich ist.
Grundbedürfnis: Nützlich, beliebt und begehrenswert sein.
Erfolgs-Typen können sich leben und arbeiten ohne Veränderungen nicht vorstellen: ohne sie können sie nicht erfolgreich sein.
Wenn Erfolgsmenschen in Balance sind, vertrauen sie darauf, dass Kräfte, Menschen und Systeme auch ohne ihr Zutun zurechtkommen können. Sie fühlen sich nicht mehr für alles verantwortlich. Gleichzeitig denken sie gründlicher über ihr Tun nach. Das sorgt für Stabilität unter der Oberfläche. Sie suchen sich – so wie Skeptiker –Gleichgesinnte, die sich zur Unterstützung einer Idee oder Sache zusammenfinden. Konkurrenzdenken tritt dabei in den Hintergrund.
Was sagen berühmte Persönlichkeiten zu den neun Mustern und deren Eigenarten?
Hier zehn Beispiele für das Muster Erfolg:
Nichts ist überzeugender als der Erfolg.
Leopold von Ranke
Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.
Erich Kästner
Viele kümmern sich um die Öffentlichkeit, weil sie es aufgegeben haben, sich um sich selbst zu kümmern.
Martin Kessel
Man muss etwas sein, um etwas zu machen.
Johann Wolfgang von Goethe
Nach innen geht der geheimnisvolle Weg.
Novalis
Erst Schweres auf sich nehmen und zuletzt an Erfolg denken. Das würde ich Güte nennen.
Konfuzius
Titel sind tiefe Gräben um die Festung Mensch.
Hans Arndt
Ama nesciri.
Ziehe es vor, unbekannt zu bleiben!
Wahlspruch von Thomas a Kempis
Der Ruhm großer Männer sollte immer an den Mittel gemessen werden, derer sie sich bedient haben, um ihn zu erlangen.
Francois de La Rochefoucauld
Aufrichtigkeit ist höchstwahrscheinlich die verwegenste Form der Tapferkeit.
Somerset W. Maugham
Madonna versteht es wie kaum jemand sonst, auch über einen langen Zeitraum im Show-Business extrem erfolgreich zu sein. Kein Wunder, für eine prototypische Erfolgreiche. Ihr gelingt es, sich immer wieder neu zu erfinden, wobei sich da manchem die Frage stellt, wie authentisch sie dabei ist.
Bill Clinton ist ein wahrer Erfolgs-Typ. Er strahlt entweder eine gewinnende Authentizität aus – oder er verhält sich unerklärlich naiv, etwa beim Umgang mit der Lewinsky-Affäre.
Weitere Beispiele sind: Whitney Houston, Elvis Presley, Paul McCartney oder Tom Cruise.
So agieren Erfolgs-Typen in Film und TV:
- Miranda Hobbes in „Sex and the City”, gespielt von Cynthia Nixon
- Vivian Ward in „Pretty Woman”, gespielt von Julia Roberts
- Vicomte de Valmont in „Gefährliche Liebschaften”, gespielt von John Malkovich
- Jerry Maguire in „Jerry Maguire”, gespielt von Tom Cruise
- Vincent Lauria in „Die Farbe des Geldes”, gespielt von Tom Cruise
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