Arbeiten & Führen
So arbeitet und führt das Muster Anspruch
Anspruchs-Typen freuen sich an getaner Arbeit. Sie arbeiten angestrengt für eine (auch moralisch) richtige Sache, einen guten Chef oder ein kompetentes Team.
Begriffe wie Disziplin, gute Manieren, äußere Erscheinung und Respekt spielen in ihren Beurteilungen eine große Rolle. Zudem schätzen Anspruchsvolle Programme und Richtlinien, mit deren Hilfe sie Arbeit und Aufgaben richtig erledigen können, besser gesagt: perfekt. Sie nehmen an, dass es für jedes Vorgehen den richtigen Weg gibt. Anspruchs-Typen haben Schwierigkeiten, Aufgaben zu delegieren, da sie Sorge haben, dass diese nicht sorgfältig ausgeführt werden.
Sie sind in der Lage, aus abstrakten Ansätzen konkrete Arbeitsschritte zu formulieren. Sie mögen festgelegte Zeitpläne und klare Verantwortlichkeiten, sodass sie wissen, wer wofür genau zuständig ist. So fühlen sie sich in formalen Rollen sicher und respektieren Hierarchien und Autoritäten.
Der Fokus ihrer Aufmerksamkeit ist auf die Fehlersuche ausgerichtet. Häufig werten sie innerlich nach genau durchdachten Wertungstabellen. So sehen sie, was andere richtig oder falsch machen.
Andererseits haben Anspruchs-Typen Angst davor, im Unrecht zu sein. Dann kann es auch mal zu einem Machtkampf darüber kommen, wer recht hat.
Anspruchsvolle haben es gern, wenn man sie nach ihren Fähigkeiten beurteilt. Sie möchten für ihre Arbeit gewürdigt werden, sie bitten aber nicht darum. Bleibt die Anerkennung aus, kann dies zu innerem Groll führen.
Risiken gehen Anspruchs-Typen in der Regel aus dem Weg, da Wagnisse zu Fehlern führen könnten.
Besser, effizienter und entspannter arbeiten mit dem Pareto-Prinzip
Als Anspruchsvolle möchten Sie Arbeiten und Projekte perfekt und richtig machen. Doch dies kann zu einer großen Falle für Sie werden: Sie blockieren sich selbst und bauen so ein großes Frust- und Burn-out-Potenzial auf.
Das beste Mittel gegen blockierenden Perfektionismus ist das Pareto-Prinzip (auch 80/20-Prinzip). Es ist wie geschaffen ist für Anspruchs-Typen.
Dieses Instrument wurde vom italienischen Wirtschaftswissenschaftler Vilfredo Pareto entdeckt. Danach sind in vielen Bereichen der Wirtschaft und des gesamten Lebens bereits 20 Prozent des Aufwandes für 80 Prozent des Erfolges verantwortlich. Sich darauf zu konzentrieren bringt also zugleich Erfolg und Entlastung – und damit auch Entspannung und Gesundheit.
Wenn Sie das Pareto-Prinzip anwenden, wechseln Sie in Ihre Entwicklungs-Rolle der Entspannten und definieren die nötigen Stellgrößen für den angestrebten Erfolg und fokussieren Sie darauf Ihre Ressourcen. Denn nicht immer ist Ihr Chef am großen Arbeitsvolumen schuld.
Wenn Sie mit dem Pareto-Prinzip an Ihren Job herangehen, richten Sie als Entspannte Ihre Aufgaben und Ihr Projekt an deren Kernzielen aus. So kann es zu schnellen Anfangserfolgen kommen (Quick Wins), die Sie wiederum in der weiteren Arbeit stark motivieren. Für den Rest des Erfolges ist hingegen ein ungleich größerer Kraftaufwand notwendig, nämlich im Verhältnis von 80 zu 20. Wobei dies natürlich nur eine grundsätzliche Aussage über Aufwand und Nutzen ist und nicht deren exaktes zahlenmäßiges Verhältnis. Das Pareto-Prinzip hilft Ihnen, Ihre Ressourcen effizienter und schonender einzusetzen und sich auf die entscheidenden Hebel für die angestrebten Ziele zu konzentrieren.
Wir haben das Pareto-Prinzip ganz bewusst für Sie als Anspruchsvolle ausgewählt: Sie wollen alles perfekt machen. Ihnen bereitet es manchmal regelrecht Schmerzen, wenn Sie sich auf solch ein Vorgehen einlassen sollen.
Auf der anderen Seite wissen Sie wahrscheinlich auch: Oft ist gerade das ständige Streben nach dem 100-prozentigen Ergebnis die zentrale Ursache für akuten Zeitmangel und Ressourcenknappheit.
Aber schon Goethe wusste: „So eine Arbeit wird eigentlich nie fertig, man muss sie für fertig erklären, wenn man nach Zeit und Umständen das Möglichste getan hat.“
Unterscheiden Sie zudem stets Effektivität von Effizienz. Effektivität meint Wirksamkeit oder Zielerreichung: Das Richtige tun. Effizienz steht für Aufwandoptimierung: Es richtig tun. Ihr Fokus als Anspruchsvolle sollte auf die Erhöhung der Effektivität zielen.
Weiterführende Informationen zum Pareto-Prinzip finden Sie in unserem Buch "Karriere machen und trotzdem gut leben" aus dem Hanser Verlag.
Anspruchs-Typen sind gewissenhafte Führungspersönlichkeiten. Sie haben eine klare Vorstellung davon, wie Ergebnisse aussehen müssen, um korrekt zu sein.
Für Anspruchsvolle sind Qualität und Kontrolle zwei herausragende Kriterien. Perfekte Pläne, die die Verantwortung für jeden Bereich festlegen, bilden häufig die Grundlage ihrer Führung. Sie geben Aufträge und machen Vorschriften.
Dies birgt jedoch manchmal die Gefahr, bereits gefundene Lösungen erneut zu wählen, da diese sicherer erscheinen. Dadurch und durch die Tatsache, dass Anspruchs-Typen zum Schwarz-Weiß-Denken neigen, nehmen sie oft nur Informationen wahr, die zum perfekten Plan passen. So werden wertvolle neue, ergänzende Aspekte oft nicht berücksichtigt.
Muster-Anspruch-Führungskräfte arbeiten sehr effizient, wenn es um Planung und Struktur geht, aber ineffizient, wenn schnelle Entscheidungen oder gegenläufige neue Informationen berücksichtigt werden müssen.
Wollen Sie einen Anspruchs-Typ in einer Führungsposition dazu motivieren, Veränderungen mit einzubeziehen, dann nehmen Sie einfache Anpassungen vor, ohne das Ganze zur Disposition zu stellen.
Durch den Muster-Anspruch-Führungsstil, der gerne Richtlinien festlegt und Verantwortlichkeiten bestimmt, können sich Mitarbeiter stark kontrolliert und in ihrer Kreativität eingeschränkt fühlen. Dadurch können auch die Entscheidungsfreudigkeit und die Motivation der Mitarbeiter eingeengt werden.
Durch aktives Zuhören mehr verstehen und besser führen
Das aktive Zuhören geht auf den Psychologen und Psychotherapeuten Carl Rogers zurück. Grundlage für das aktive Zuhören ist die Annahme, dass jeder Mensch für die Lösung seiner Probleme meist das Potenzial in sich selbst trägt. Um zu einer Lösung zu kommen, braucht er aber ein Gegenüber, das ihm geduldig, interessiert und konzentriert zuhört. Hier kommen Sie als Muster-Anspruch-Führungskraft ins Spiel. Sie sollten sich auf Ihren Gesprächspartner einlassen und versuchen, sich in dessen Gefühle einzufühlen. Dazu erfragen Sie dessen Sicht der Dinge und halten – vorerst – die eigenen Gedanken, Meinungen und Absichten heraus.
Die grundlegende Technik dabei heißt „Spiegeln“: Sie wiederholen in eigenen Worten und zusammenfassend, was Ihr Gesprächspartner gesagt hat und vielleicht auch gemeint haben könnte. Ziel dabei ist, dass Ihr Gegenüber nicht nur das Gefühl hat, gehört, sondern auch verstanden worden zu sein. Das macht diese Technik für Anspruchsvolle so wichtig: Hier gibt es keinen erhobenen Zeigefinger, mit dem Sie anderen bisweilen auf die Nerven gehen und Gespräche ins Stocken bringen. Aktives Zuhören regt an, weiterzusprechen. Sie können damit auch Ihr Talent als Mentorin und Lehrerin weiterentwickeln.
Aktives Zuhören ist eher eine Haltung als eine Methode. Versuchen Sie, vom Hören über das Hinhören zum aktiven Zuhören zu kommen.
Widmen Sie Ihrem Gesprächspartner Ihre ganze Aufmerksamkeit. Seien Sie wach und konzentriert. Sensibilisieren Sie alle Sinne, und nehmen Sie Verbales und Nonverbales auf.
Halten Sie guten Kontakt zu Ihrem Gegenüber, auch mit den Augen.
Nehmen Sie sich Zeit, und bewahren Sie die innere Gelassenheit für ein Gespräch.
Geben Sie Ihrem Gesprächspartner Zeit für Pausen, in denen er dem Gesagten „nachhängen“ kann.
Die Techniken des aktiven Zuhörens finden Sie in unserem Buch "Karriere machen und trotzdem gut leben" aus dem Hanser Verlag.
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